Spannendes Referat im Rahmen des ökumenischen Frühstückstreffen

Rund 20 Interessierte liessen sich ein von Marianne Hess und Karin Hengartner liebevoll zubereitetes Frühstück schmecken.
Danach ging Damian Brot in seinen Ausführungen zuerst auf die Situation der Schweiz ein.

Aus dem Armutsbericht der Caritas ist zu entnehmen, das In der Schweiz arm ist, wessen Lohn nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bewältigen, wer sich beispielsweise weder Krankenkasse noch angemessenen Wohnraum leisten kann und für den ein Zahnarztbesuch unerschwinglich ist. Mangelnde Kontakte zu Anderen, der Ausschluss aus der Gesellschaft und Perspektivlosigkeit sind Auswirkungen von Armut in der Schweiz. Armut ist hierzulande oft verborgen. 722 000 Personen sind in der Schweiz von Armut betroffen. Das entspricht 8,5 Prozent der Bevölkerung. Die vom Bundesamt für Statistik veröffentlichten Zahlen bilden die Situation vor Ausbruch der Corona-Pandemie ab. Sie zeigen, dass die Schweiz es in der guten Wirtschaftslage vor der Krise verpasst hat, die Armut zu reduzieren. Im Gegenteil nimmt sie seit 2014 zu. Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 hat sich der Bundesrat verpflichtet, die Armut in der Schweiz bis im Jahr 2030 um mindestens die Hälfte zu reduzieren. Dieses Ziel rückt in weite Ferne.

Besonders von Armut betroffen sind seit Jahren dieselben Bevölkerungsgruppen: Alleinerziehende und Familien mit vielen Kindern, Erwerbslose und Personen mit tiefem Bildungsniveau. Das ist kein Zufall, sondern eine Folge von ungünstigen Rahmenbedingungen und strukturellen Benachteiligungen. Zu teure familienergänzende Kinderbetreuung, fehlende Chancengleichheit im Bildungssystem, prekäre Arbeitsverhältnisse und Sparmassnahmen bei der sozialen Sicherheit verunmöglichen es vielen Menschen, ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften. Falls sich Armutsbetroffene an die Sozialämter wenden, erhalten sie je nach Kanton oder Wohnortsgemeinde unterschiedliche Unterstützung – was sehr stossend ist. Nicht wenige vermeiden aber aus Scham oder Angst vor dem Verlust der Aufenthaltsbewilligung den Gang zum Sozialamt.

Durch die Abgabe von abgelaufenen Lebensmitteln in der „Vertwertbar“ in Kreuzlingen wurde Damian Brot die versteckte Armut so richtig bewusst. Gemeinsam mit vielen Freiwilligen rief er das „Open Place“ in der Kirche Kurzrickenbach ins Leben. Dieser Ort wurde so zu einem Treffpunkt für Arme, Ausgesteuerte und Randständige aus der Region. Im Treffpunkt wird Kaffee getrunken, Gottesdienst gefeiert oder etwa eine Kleiderbörse betrieben. Kreativateliers, Lesungen, Sozialcoaching oder Ausstellungen bereichern die Angebote und geben unterschiedlichsten Menschen ein Stück Heimat.